„Green Coding und dessen Potentiale" - Breakfast Meetup bei der Transferweek am 28.11.2024

Green Coding bezieht sich auf die bewusste Optimierung von Software in Bezug auf ihren Energieverbrauch. Geringere Energieverbrauch = mehr Nachhaltigkeit. Doch warum ist Green Coding kein Standard in Industrie und Wirtschaft, obwohl das Einsparpotenzial so groß zu sein scheint? Welche Herausforderungen gilt es in der Praxis zu meistern? Diesen Fragestellungen hat sich das Breakfast Meetup mit den beteiligten Expert*innen aus Forschung und Praxis gewidmet.
In seiner Anmoderation wies Chris Bingener (Bitkom) auf eine besorgniserregende Statistik hin: Der Energieverbrauch der Informations- und Telekommunikationstechnik (IKT) könnte bis 2030 auf knapp 20 Prozent des weltweiten Strombedarfs ansteigen. Zum Vergleich: Vor wenigen Jahren lag dieser Wert bei nur drei Prozent.
Auf dem Panel diskutierten dann:
- Tony Schwedek, Senior Software Engineer, Capgemini
- Prof. Dr. Verena Majuntke, Professorin für Software Engineering, HTW Berlin
- Steffen Mangold, Technischer Leiter und Gründer, Solytic
- Marina Köhn, Wissenschaftliche Mitarbeiterin/ Informatikerin, Umweltbundesamt
Zwei wesentliche Herausforderungen ließen sich identifizieren:
Herausforderung 1: Intransparenz in Punkto Energieverbrauch. Softwareunternehmen und IT-Dienstleister können den Energieverbrauch ihrer Dienste mit speziellen Tools und Indikatoren messen und darstellen. In der Praxis wird dies jedoch selten umgesetzt. Dies führt dazu, dass beispielsweise der Energieverbrauch durch Netzwerk-Traffic oft unklar bleibt. Dabei ließe sich dieser durch Maßnahmen wie die Komprimierung von Daten deutlich reduzieren. Eine bessere Transparenz beim Energieverbrauch würde es ermöglichen, Green-Coding-Prinzipien effektiv anzuwenden und den Einsatz ressourceneffizienter Software zu fördern (Resource-efficiency by design).
Herausforderung 2: Mangelndes Bewusstsein. Ein neues Software-Feature jagt das nächste. Häufig priorisieren Unternehmenskund*innen Features über die Vermeidung oder das Beheben von technischen Schulden. Hier können Softwareunternehmen ansetzen, indem sie die Kund:*nnen sensibilisieren und über die Notwendigkeit neuer Features reflektieren. Und im Umgang mit ChatGPT & Co.? Ähnlich wie beim Verzicht auf bedrucktes Papier könnten hier Sensibilisierungsmaßnahmen (u.a. in der Lehre) hilfreich sein: Think twice before prompting.
Die Diskussion und die Fragen aus dem Publikum verdeutlichen, dass im Bereich Green Coding noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Eine umfangreiche Studie vom Future Energy Lab, unter Beteiligung von Prof. Dr. Verena Majunkte, wurde inzwischen veröffentlicht. Sie kann hierbei ein wertvolles Fundament bieten und weitere Denkanstöße geben
Dieses Event wurde in Kooperation vom Verbund-Projekt "Zukunft findet Stadt - Hochschulnetzwerk für ein resilientes Berlin" und dem Future Energy Lab der Deutschen Energie-Agentur (dena) ermöglicht und fand im Rahmen der Transfer Week – Berlin-Brandenburg am 28.11. statt.