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Komplexe Ideen leicht zugänglich machen – ein Puzzle für die Projektvorstellung von HAWMatch

Auf der Transferale 2024 ging Holger Zimmermann anhand des Puzzels "Was ist HAWmatch?" in den Austausch mit Wissenschaft und Praxis. (c) Zukunft findet Stadt.

Wie stellt man ein Projekt vor, das noch in der Entwicklung steckt? Wie wird ein abstraktes und komplexes Tool wie eine digitale Plattform zum Matching von Wissenschaft und Praxis greifbar? Die Idee: Etwas zum Anfassen muss her – ein Puzzle! Lesen Sie hier einen Erfahrungsbericht einer kreativen Herausforderung aus dem Alltag des Projekts und wie sie bewältigt wurde.

Wie zeigt man etwas, das noch nicht existiert? Diese Frage beschäftigte im Hochsommer Holger Zimmermann, der an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) die Entwicklung der Plattform HAWmatch koordiniert. Diese soll zukünftig als eine digitale Plattform die Zusammenarbeit von Forschung und Praxis vereinfachen, wie ein „Tinder für Transfer“ beispielweise. Allerdings befindet sich das Projekt noch in der Reißbrett-Phase, präsentables Design gibt es noch nicht und eigentlich muss gerade vor allem die öffentliche Ausschreibung für die technische Umsetzung auf den Weg gebracht werden. Aber auch das Wissenschaftsfestival Transferale rückte näher, und es war klar: Die verschiedenen Teilprojekte von Zukunft findet Stadt sollten dort vertreten sein, um Austausch und Vernetzung wahrzunehmen.

 

Von der abstrakten Idee zur Umsetzung

 

Die Idee, ein Puzzle als Symbol für das „Zusammenbringen von Teilen“ zu nutzen, war ein wichtiger erster Schritt – schließlich spiegelt das Puzzlebild genau das Ziel von HAWmatch wider. Doch die eigentliche Herausforderung lag in der Umsetzung: Wie interaktiv soll die Vorstellung sein? Was sollen Nutzer*innen lernen, wenn sie ein HAWmatch-Puzzle zusammensetzen? Aus welchem Material sollte es bestehen? Und welches Motiv sollte sichtbar werden, wenn die Teile zusammengefügt sind?

 

Gut, dass Holger diese Fragen an seinen Kollegen Leo Fenster übergeben konnte, der mit dem Blick der Öffentlichkeitsarbeit im HWR Berlin-Team zu überlegen begann: Wie kann das Puzzle die komplexe Vision von HAWmatch verständlich vermitteln? Dies galt es zu klären, bevor die praktische Umsetzung mit den Kolleg*innen der GLASBOX an der BHT besprochen werden konnte, die über eine erstklassig ausgestattete Werkstatt mit 3D-Drucker, Lasercutter und anderen Werkzeugen verfügen. Kurz: Es fehlte noch an einer zündenden Idee für die Vermittlung und dem Plan für die Umsetzung. Und mit der Organisation der Transferale war auch eh viel zu tun, man kennt das ja.

Zehn Tage vor Festival-Beginn kam der Durchbruch: Warum nicht die Mission von HAWmatch in Form eines variablen Satzpuzzles darstellen? Das Anfangsstück könnte etwa lauten: „HAWmatch ist ...“. Danach könnte ein Satzteil mit mehreren Möglichkeiten kommen, in dem das Projekt mit bekannten und erfolgreichen Plattformen wie Tinder, Parship oder auch LinkedIn verglichen wird. So wird das Spektrum möglicher Funktionen und Fähigkeiten am Beispiel dieser Modelle zur Diskussion gestellt. Im Weiteren könnten Satzbausteine wie „um die Anbahnung von Kooperationen auf das nächste Level zu heben“ für die Formulierung der Zielstellung folgen. Dabei könnte es für Positionen von Satzteilen mehrere Optionen geben, sodass letztlich mehrere „richtige“ Kombinationen im Sinne verschiedener Interpretationen des Projekts möglich werden. Die Puzzle-Teile würden damit nicht nur zu einer spielerischen Aktivität einladen, sondern als Kommunikationswerkzeug direktes Feedback zur Projektausrichtung einholen.

 

Puzzeln mit Satzzeilen

 

Ab dann kam Lisa Jakobi ins Spiel, die mit ihrem Kollegen Christoph Vaillant die GLASBOX, den Makerspace von „Zukunft findet Stadt“ an der BHT Berlin betreut. Die beiden Industriedesigner*innen leiten die Offene Werkstatt und unterstützen regelmäßig Studierende und auch Externe dabei, ihre kreativen Ideen umzusetzen und Prototypen zu bauen. Gemeinsam mit Lisa konnte Leo die Machbarkeit des Puzzles besprechen: Welche Materialien eignen sich? Wie groß soll es sein? Mit welcher Technologie können die gewünschten Formen schnell und präzise hergestellt werden?

Sieben Tage vor dem Festival hatte Leo seinen persönlichen „GLASBOX-Moment“: Lisa zeigte ihm während einer Offenen Werkstatt am Mittwoch die zwei kleinen Prototypen aus MDF-Platten, die sie aus Leos Wahrnehmung „mal eben so“ hergestellt hatte. Die Puzzle-Teile formen jeweils ein Quadrat mit einem zentralen Herzstück, welches aber einmal zentral und einmal außermittig liegt. Bei beiden Versionen sind die Stücke außerdem unterschiedlich groß. So konnten nun die spielerischen Aspekte praktisch erprobt werden. Daraus folgte die Erkenntnis: Wenn die geometrischen Formen weniger komplex sind richtet sich der Fokus beim Puzzeln auf die Satzteile und ihre Bedeutung. Diese Eigenschaft wurde als wichtig für das Puzzle erkannt, da es besonders um das Projekt geht – und nicht um eine besondere Geometrie-Herausforderung. 

 

“Der GLASBOX-Moment”: Wenn Möglichkeiten Realität werden

 

Als die Frage nach der Größe aufkam, war ein entscheidendes Kriterium, dass das Puzzle eher in der Gruppe als von einer Einzelperson genutzt und daher auch aus einem Meter Entfernung zu sehen sein soll. So wurde für Lisa klar, dass der 3D-Druck keine Option ist, sondern wie schon beim Prototypen die Puzzleteile nun in größer aus MDF-Platten mit dem Lasercutter ausgeschnitten werden – was am Abend vor Festivalbeginn passierte. Die ausgeschnittenen Stücke wurden dann noch mit bedruckter Folie beklebt, welche mit großer Geduld und Sorgfalt von der studentischen Mitarbeiterin Anica mit dem Schneidplotter zugeschnitten wurden, damit auch die Rundungen perfekt gelingen. Neben Stücken mit vorgegebenen Satzteilen gibt es schließlich drei Stücke, die mit Kreidefolie beklebt sind und an einer der acht Positionen als selbstgeschriebener Joker eingesetzt werden können.

So war das Puzzle pünktlich einsatzbereit und am Donnerstag auf der Transferale führte Holger Zimmermann eine interessierte Gruppe aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft durch den Puzzle-Prozess. Diskutiert wurde nicht nur die Projektidee, sondern auch die verschiedenen Möglichkeiten, wie HAWmatch erfolgreich gestaltet werden könnte. Das Puzzle diente als Brücke zwischen abstrakter Vision und greifbarer Interaktion: Die Besucher*innen setzten die Teile zusammen, tauschten sich über die Bedeutung der Begriffe aus und spielten mit verschiedenen Kombinationen.

 

Das Ergebnis: Begeisterung und Aha-Erlebnisse. Während am Anfang noch vorsichtig kombiniert wurde, entwickelte sich schnell ein dynamischer Austausch, bei dem selbst komplexe Ideen leicht zugänglich wurden. Das Puzzle hat gezeigt: Einfache spielerische Elemente können helfen, komplexe Konzepte verständlich zu machen und Beteiligte direkt in die Entwicklung einzubeziehen. 

 

Kontakt

 

Projekt HAWmatch an der HWR Berlin (Mehr Info hier)
holger.zimmermann@hwr-berlin.de
leo.fenster@hwr-berlin.de

 

Projekt PIVOT Lab / Glasbox Makerspace an der BHT (Mehr Info hier)
lisa.jakobi@bht-berlin.de
christophe.vaillant@bht-berlin.de