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Mehr Grün, weniger Grau - Nachhaltige Campusgestaltung an den Berliner Hochschulen für Angewandte Wissenschaften

(Unsplash)

Wie können Hochschulen ihre Standorte nachhaltiger gestalten? Was muss sich verändern, dass das Gelände selbst bei Hitze zum Aufenthalt und zu Pausen im Freien einlädt? Und wie kann Pflanzen und Tieren ein Lebensraum geboten werden? Unsere Hochschulen haben sich auf den Weg gemacht, gemeinsam mit Mitarbeitenden und Studierenden über diese Fragen nachzudenken und vor Ort auszuprobieren, wie städtischer Raum auch durch kleine Maßnahmen lebenswerter für Mensch und Tier gestaltet werden kann.

Die Gestaltung von Campusflächen spielt eine wesentliche Rolle für eine nachhaltige und klimagerechte Hochschulentwicklung: Durch die Begrünung von Gebäuden, Urban-Gardening-Projekte und Biodiversitätsinitiativen entstehen nicht nur lebendige Lernorte, sie haben ebenso einen positiven Einfluss auf das Stadtklima. 

So wird an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) im Rahmen des Forschungsprojektes "Grün-Blauer Campus" der industriell geprägte Hochschulstandort Wilhelminenhof klimaresilient umgebaut. Damit soll sich die Aufenthaltsqualität im Außenraum weiter verbessern und die Biodiversität gefördert werden. Wo möglich, sollen Fassaden, Dächer und Hofbereiche begrünt werden. Durch ergänzendes, attraktives Aufenthaltsmobiliar wird sich der Campus zum Stadtraum hin öffnen. Herzstück der beantragten Maßnahmen ist das zentrale Regenwassermanagement: Die anfallenden Niederschläge sollen komplett auf dem Gelände der Hochschule gespeichert, versickert oder über die Vegetation verdunstet werden. Studierende sowie Mitarbeitende und die Nachbarschaft der Hochschule werden in die Entwicklung des Masterplans für den Campus einbezogen. Ein tiny Forrest auf dem Campus und der Bau von Hochbeeten und Bänken, das urban Gardening und die Bienenstöcke der HTW sowie zahlreiche studentische Initiativen rund um das Haus der Transformation machen bereits einen Anfang und sorgen dafür, dass der Campus an der Spree ein attraktiver Aufenthaltsort für Hochschulangehörige und Kiez-Bewohner*innen wird.

Mit der Initiative Campus in Blüte setzt die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) auf Biodiversität und studentisches Engagement. Am Campus Schöneberg entstand eine Wildblumenwiese in Kooperation mit der Kleingartenkolonie Stadtpark I. Die Wildblumenwiese setzt nicht nur farbliche Akzente, sie schafft vor allem Lebensraum für Insekten. Studierende wie auch Beschäftigte beteiligen sich aktiv an der Pflege – ein lebendiges Beispiel für nachhaltige Campusgestaltung mit Lernpotenzial. Die HWR Berlin arbeitet fortlaufend daran, Campusflächen in farbenfrohe Lebensräume zu verwandeln – und motiviert Studierende, selbst Hand anzulegen. Am Campus Lichtenberg fördert die HWR Berlin den Naturschutz unter anderem durch Nisthilfen-Workshops, die mit einem externen Anbieter auf der Dachterrasse durchgeführt wurden. Daraufhin entwickelten Studierende im Kurs „Projektmanagement“ ein eigenes Praxisprojekt: Sie bauten Nistkästen und installierten diese auf dem Campusgelände – ein konkreter Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt direkt vor den Hörsälen. Die nachhaltige Campusgestaltung zeigt sich auch in der Weise, wie Menschen zu Veranstaltungen zusammengebracht werden. Ein Leitfaden bietet Orientierung für das nachhaltige Gestalten von Veranstaltungen und gibt Wissenswertes und Kontakte zum Thema. Der Leitfaden wird kontinuierlich weiterentwickelt (Veranstaltungen nachhaltig gestalten).

Die aktive Gestaltung von nachhaltigen Maßnahmen an der Hochschule unter Einbindung von Studierenden ist auch für die Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) ein wichtiges Anliegen. So startete die EHB im Mai 2020 das Urban-Gardening-Projekt ehBiene unter der Leitung des Vizepräsidenten Prof. Dr. Michael Komorek. Ca. 1000 Bienen fanden auf dem Dach des E-Gebäudes ein neues Zuhause und förderten die Biodiversität in der näheren Umgebung. Während der Energetischen Sanierung [jährliche CO₂-Ersparnis ca. 738 Tonnen] wurden die Bienen zwar vorrübergehend umgesiedelt, sollen aber künftig wieder auf dem Campus beheimatet sein. Darüber hinaus initiierten Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit im Rahmen eines Wahlmoduls "Projektentwicklung & Ehrenamt" die ersten Hochbeete auf dem grünen Campus der EHB, die von allen Mitgliedern nach wie vor genutzt und bepflanzt werden dürfen. 

Die Berliner Hochschule für Technik (BHT) hat sogar ein konkretes Handlungsfeld mit der Bezeichnung „Grüner Campus“, welches Strategie und Maßnahmen umfasst, die darauf abzielen, die Biodiversität am Campus zu fördern. Erstellt wurde ein Masterplan für die Außenanlagen, der nun schrittweise umgesetzt wird. Dazu werden Kennzahlen zur Versiegelung und Qualität der Biodiversität erhoben. Zur Verbesserung des Mikroklimas auf dem Campus sollen versiegelte Flächen wie Parkplätze oder asphaltierte Wege umgestaltet werden, um eine natürliche Versickerung von Regenwasser zu ermöglichen. Gleichzeitig wird geprüft, wie bestehende Grünflächen ökologisch aufgewertet werden können – etwa durch die Anlage von Retentionsflächen, die Pflanzung zusätzlicher Vegetation sowie schattenspendender Bäume. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Klimafunktion des Areals zu stärken und insbesondere an heißen Tagen für Kühlung zu sorgen.

Tiere auf dem Campus? KHSB! Noch im vergangenen Jahr konnte man mit etwas Glück auf dem Campus der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin Karlshorst (KHSB) einem Rehbock begegnen. Neben Füchsen, Vögeln und vielen Insekten sollen sich vor allem natürlich Studierende und Mitarbeiter*innen auf dem Gelände unter zahlreichen schattenspendenden Bäumen und auf einladenden Rasenflächen wohlfühlen. Auch für die Regenwasserversickerung spielen diese Flächen eine wichtige Rolle. Aufgrund der Auflagen des Denkmalschutzes sind Nachhaltigkeitsmaßnahmen am Gebäude selbst schwierig zu realisieren. Der Fokus an der KHSB liegt daher diesbezüglich auf den Außenbereichen bzw. einem aktuellen Anbau: Dort ist eine Dachbegrünung geplant – nicht nur ein optischer Mehrwert für den Blick aus angrenzenden Büros, sondern ein wichtiger Beitrag für Luftqualität, Raumklima und die kleinsten Campusbewohner. Nach Abschluss der Baumaßnahmen werden perspektivisch noch weitere Außenanlagen begrünt und um zusätzliche Fahrradständer ergänzt. 

Ob Bienen, Blumen, begrünte Dächer – die Berliner Hochschulen gestalten auf aktive und vielfältige Weise mit Kolleg*innen einen nachhaltigen Hochschulcampus und tragen dazu bei, ihre Umgebung klimaresilienter, biodiverser und lebenswerter zu gestalten. 

 

In Teil drei unserer Nachhaltigkeitsreihe schauen wir auf Lehre im Zeichen von Klima und Gesundheit an den Hochschulen unseres Verbunds. Hier weiterlesen.