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„Zeit, etwas zu bewegen und nicht mehr einfach nur noch zu reden.“ – Ein Rückblick auf das Projekt „Rhymecraft – Beat deiner Worte“ (Innovationsfonds 2024)

(c) Unsplash / Lucas Alexander

Welche Gefühle prägen Menschen mit Hafterfahrungen in Berlin und wie kann Musik – im Speziellen Hip-Hop – die Resilienz von (ehemaligen) Straffälligen stärken? Die Suche nach Antworten führte Studierende im Fach Soziale Arbeit der KHSB im Sommer 2024 bis ins Tonstudio. In einen der entstandenen Hip-Hop-Tracks kann hier reingehört werden.

 

Treffen sich eine Gruppe Studierende, ein Geiger, eine Professorin und einige ehemalige Inhaftierte in einem Tonstudio…

Was zunächst wie eine recht ungewöhnliche Zusammenkunft anmutet, ist der Höhepunkt des Projekts „Rhymecraft – Beat deiner Worte“, das – gefördert im Rahmen des Innovationsfonds – im Sommersemester 2024 an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) durchgeführt wurde. Gemeinsam mit (ehemaligen) Straffälligen und Kindern von Inhaftierten widmeten sich Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit der Funktion von Musik als kreative Bewältigungsstrategie. Entstanden sind dabei zwei emotionale Hip-Hop-Tracks, die sich hören lassen können.

♫ Hier könnt ihr den Titel „Rhymecraft“ auf euch wirken lassen.

 

Die Kunst des Reimens

In Workshops, die von den ehemaligen Inhaftierten geleitet wurden, setzten sich die Teilnehmenden mit Themen auseinander, die sie persönlich bewegten. Studierende verarbeiteten in den Texten beispielsweise den Verlust geliebter Menschen, Beziehungsthemen oder Erfahrungen aus einem Afghanistan-Einsatz bei der Bundeswehr. Die straffälligen Teilnehmenden thematisierten die Diskriminierung und Stigmatisierung, die sie im Alltag erfahren, oder die Beweggründe für ihre früheren Taten. Gemeinsam wurden diese Erfahrungen in Reime und Poesie gefasst - und der Prozess im Song reflektiert:

„Dies sind Erinnerungen,
Geschehnisse und Erlebnisse,
die uns alle prägten und bewegten.
Wir deshalb zusammen kommen,
um unsere Texte zusammen zu legen,
um andere zu verstehen,
um Menschen unsere Arbeit zu begegnen.

Studierende treffen Inhaftierte.
Zeit, etwas zu bewegen und nicht mehr einfach nur noch zu reden.“

 

Soziale Arbeit im Tonstudio

Prof. Dr. Selin Arikoglu, die das Projekt an der KHSB initiierte, zeigte sich besonders beeindruckt von der Gruppendynamik, die sich im kreativen Prozess entwickelte: „Mein Highlight war, zu sehen, wie sich aus dem anfangs noch distanzierten Kontakt eine gegenseitige Reflexion auf Augenhöhe zwischen allen Beteiligten entwickelte.“ Dies führte dazu, dass letztlich – anders als ursprünglich geplant – alle Studierenden selbst beim Aufnahmetag im Sommer 2024 im Berliner Tonstudio von be active e. V. vors Mikrofon traten. Dass die Workshopleiter dabei sogar schüchterne Studierende motivieren konnten, über sich hinauszuwachsen und zu rappen, imponierte Selin Arikoglu so sehr, dass sie kurzerhand ebenfalls neue Erfahrungen als Rapperin sammelte und auf dem Track „Rhymecraft“ zu hören ist.

Neben den neuen kreativen Erfahrungen nahmen die angehenden Fachkräfte im Bereich der Sozialen Arbeit vor allem viele wertvolle praktische Einblicke ins Berufsfeld mit. Studierende bauten durch den Austausch mit ehemaligen Inhaftierten Vorurteile ab und entwickelten ein tieferes Verständnis für die Lebenswelt und Herausforderungen von Menschen, die oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Auf der anderen Seite erfuhren die beteiligten straffälligen Menschen in der Funktion der Workshopleitung in hohem Maße eine wertschätzende Anerkennung für ihre Person und ihre Fähigkeiten. 

Das Projekt „Rhymecraft“ zeigt eindrucksvoll, wie Musik Menschen verbindet und eine kreative Möglichkeit bietet, soziale Grenzen zu überwinden und Resilienz zu stärken. Als Präventionsprojekt steht es beispielhaft für die kreative und praxisorientierte Soziale Arbeit. Ein Nachfolgeprojekt an der KHSB ist für das Sommersemester 2025 angedacht.

Kontakt

Prof. Dr. Selin Arikoglu, KHSB
Professorin für Kinder- und Jugendhilfe
E-Mail: selin.arikoglu@khsb-berlin.de

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